Wir sind hier nicht bei „Wünsch dir was“

Vielleicht kennst du das: du möchtest dir etwas Bestimmtes kaufen, z.B. einen neuen Rucksack. Und du hast bereits eine ganz genaue Vorstellung davon, wie der aussehen soll. Du ziehst also los und suchst einen Laden nach dem nächsten ab und findest einfach nicht den Rucksack, der deiner Wunschvorstellung entspricht. Oder du findest ihn tatsächlich, probierst ihn an und stellst fest: der sitzt bei dir gar nicht richtig und passt auch irgendwie nicht zu dir!
Ich habe mich gefragt, ob das in unserem Liebesleben manchmal ähnlich läuft. Vielleicht haben wir oft eine viel zu genaue Vorstellung davon, welche Eigenschaften unser Date mitbringen sollte oder wir wissen vielleicht auch gar nicht so genau, wer uns guttut und zu uns passt. Ist das, was wir wollen, auch wirklich das, was wir brauchen? Und worauf kommt es bei der Suche nach etwas Festem wirklich an? Ich möchte der Sache auf den Grund gehen!
Vom Idealbild des Partners und problematischen Erwartungen
Intelligent, ca. 1,80 m groß, sportlich aber nicht zu muskulös, witzig, politisch interessiert, unternehmungslustig, ehrlich, weltoffen, versteht sich gut mit meiner Familie und Freunden, backt genauso gerne wie ich, mag Spieleabende…
So oder auch ganz anders sieht vielleicht die Wunschvorstellung von einigen aus, wenn sie aufzählen, wie ihr Date sein sollte. Für uns alle gibt es gewisse Eigenschaften, die jemand mitbringen sollte, damit wir uns eine Beziehung mit dieser Person vorstellen können. Zu wissen, was man will ist erstmal gut und gewisse Erwartungen zu haben auch vollkommen normal. Oft entsteht daraus aber eine Art Idealbild, welches für Andere natürlich nur schwer zu erreichen ist. Die perfekte Person für uns gibt es eben nicht.
Auch Professor Manfred Hassebrauck beschäftigt sich in seinem Buch „Der kleine Liebesberater“ unter anderem mit der Frage nach dem perfekten Menschen für eine Partnerschaft. Er sagt, es gibt vielmehr mehrere Menschen, die sich diesem Idealbild nähern und daher für eine Beziehung in Frage kommen. Eine Person erfüllt vielleicht eher unsere Vorstellungen, was das Aussehen betrifft, die andere übt eher die präferierten Hobbys aus und die dritte gibt uns ein Gefühl von Sicherheit. Wer viele Kriterien zugrunde legt, grenzt die Auswahl natürlich stark ein.
Große Wünsche beim Gegenüber können zum Beziehungsende führen
Besonders problematisch wird es zudem, wenn wir besonders extreme Eigenschaften bevorzugen. Also wenn die Person besonders gut aussehen sollte, besonders beliebt sein sollte oder vielleicht auch einen besonders hohen beruflichen Status haben sollte. Die Forschung zeigt, dass Eigenschaften dieser Art eine Person anfangs sehr attraktiv für uns machen, genau dieselben Merkmale aber auch zum Ende der Beziehung führen können. Diese Wünsche werden daher auch als „fatale Attraktionen“ bezeichnet.
Nehmen wir zur Veranschaulichung das Beispiel der Beliebtheit: Anfangs finden wir es vielleicht schön, dass unser Date viele Freundschaften hat, wir dadurch auch viele neue Leute kennenlernen oder oft gemeinsam zu Partys eingeladen werden. Wer viele Bekanntschaften hat, muss aber auch viel Zeit investieren, um diese aufrecht zu erhalten. Unser Gegenüber ist also viel unterwegs, um sich mit verschiedenen Personen zu treffen oder hängt vielleicht oft am Handy, um auf diesem Weg Kontakte zu pflegen.
Sicherlich gibt es auch den ein oder anderen Abend, an dem wir lieber mit Jogginghose auf der Couch Serien gucken wollen als aufgestylt auf der nächsten Party aufzukreuzen. Auf Dauer kann das für die Beziehung belastend werden, sodass sie eventuell sogar daran zerbricht.
Natürlich enden nicht alle Wunschvorstellungen so, aber extreme Eigenschaften sind wohl dennoch mit Vorsicht zu genießen. Das, was wir wollen ist also nicht immer auch das, was uns guttut.
Auch wir selbst müssen besondere Eigenschaften in die Beziehung bringen
Nach Hassebrauck ist eine weitere Gefahr von hohen Erwartungen an unser Gegenüber, dass wir dadurch dazu neigen, die Verantwortung für das Gelingen der Beziehung abzugeben. Denn zu einer Partnerschaft gehören ja immer noch zwei dazu. Wir selbst bringen auch Eigenschaften mit, welche sich positiv oder negativ auf die Beziehung auswirken können.
Eine Studie zeigt, dass unrealistische Erwartungen an die andere Person sich negativ auf die Beziehungszufriedenheit auswirken. Personen mit solchen Erwartungen neigen auch dazu, bei Problemen in der Partnerschaft zu denken, dass dies einfach daran liegt, dass man eben doch nicht den oder die „Richtige“ gefunden hat. Sie unterschätzen ihren eigenen Einfluss auf die Beziehung. Wenn wir ehrlich sind, ist das ziemlich unfair der anderen Person und auch irgendwo uns selbst gegenüber. Wir lernen also: Wunschvorstellungen sind okay und können schön sein, aber man sollte realistisch bleiben und auch Eigenverantwortung übernehmen.
Worauf es ankommt, damit eine feste Partnerschaft langfristig gelingt
Aber was ist denn jetzt auf der Suche nach etwas Festem wirklich wichtig? Natürlich gibt es keine Zutatenliste für ein gutes Date, die man einfach abhaken kann. Die Forschung liefert dennoch einige Theorien und Erkenntnisse für Aspekte, an denen man sich bei der großen Suche nach seinem Gegenstück orientieren kann:
„Gleich und gleich gesellt sich gern“ hört man häufig. Und tatsächlich ist da etwas dran. Studien zeigen, dass die Ähnlichkeit von Personen in einer Partnerschaft die Beziehungszufriedenheit positiv beeinflusst. Das gilt sowohl für Paare, die schon lange zusammen sind, als auch für frisch Verliebte.
Guckt man sich die verschiedenen Aspekte an, in denen Personen sich ähnlich sein können, so stellt man allerdings Unterschiede in der Bedeutsamkeit fest. Es zeigt sich, dass es nicht die Persönlichkeitseigenschaften sind, in denen man sich unbedingt ähneln sollte. Vielmehr sind es Übereinstimmungen in Interessen und Einstellungen (z.B. politischer oder religiöser Art), die eine Rolle für unsere Zufriedenheit in der Partnerschaft spielen.
Drei Punkte sind wichtig für das Gelingen einer festen Beziehung
Auch der Psychologe und Paartherapeut Peter Pearson spricht in einer seiner Theorien zum Gelingen zwischenmenschlicher Beziehungen von Ähnlichkeiten. Er definiert dabei drei Punkte, in denen Personen kompatibel sein können:
Der erste Aspekt beinhaltet im Großen und Ganzen das, was wir in unserer Erziehung gelernt haben. Das heißt, wir können ähnliche Wertvorstellungen und auch einen ähnlichen Glauben haben. Der zweite Punkt beschäftigt sich damit, ob man zusammen Spaß haben kann, gerne gemeinsame Unternehmungen macht oder auch mit Ähnlichkeiten in der Spontanität. Zu guter Letzt wird es etwas abstrakter. Die Frage, welche Ziele man verfolgt und auch die Fähigkeit zur gemeinsamen Problemlösung stehen im Vordergrund. Pearson sagt, je mehr Übereinstimmungen man in diesen drei Aspekten aufweist, desto wahrscheinlicher ist es, dass man gemeinsam glücklich wird.
All diese Faktoren sind gewiss kein Garant für eine funktionierende Beziehung, aber sie bieten dennoch gute Anhaltspunkte. Es lohnt sich also, sich beim nächsten Date über die eigenen Werte und Interessen auszutauschen. Vielleicht stellt man dabei sogar nochmal mehr fest, in welchen Punkten einem Überschneidungen besonders wichtig sind und was eher nebensächlich erscheint.
Denn zu hohe oder viele Erwartungen machen die Suche nach einer Partnerschaft wirklich schwer und uns selbst auch nicht unbedingt glücklich. Wenn du also merkst, dass deine Liste der Wunscheigenschaften wirklich lang ist, schnapp dir den Rotstift und streich weniger wichtige Punkte weg. Es ist doch auch irgendwie spannend zu sehen, bei welchen Merkmalen wir unsere Prioritäten setzen und welche Einstellungen wir selbst mit in eine Beziehung bringen. So haben wir auch gleich die Möglichkeit, uns selbst ein ganzes Stück besser kennenzulernen!