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Von ewiger Liebe und wie sie zu erreichen ist

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Eine langfristige Beziehung ist für die meisten Menschen das angestrebte Lebensmodell. Die Zauberformel für das Gelingen fällt dabei jedoch simpel aus: Entspannt euch!
Von Eva-Maria Landmesser für  WasFestes.de  WasFestes.de  — Reading time: 4 minutes

Unsere erste richtige Verabredung hatten deine Großmutter und ich auf der Kirmes. Wir schlenderten zusammen über das Gelände, lachten und redeten. Mehr geschah nicht. Dennoch hatte ich an diesem Samstagabend bereits das Gefühl, dass es zwischen uns gefunkt hatte. Der Zeitpunkt war jedoch schlecht, denn nach dem Wochenende sollte ich eingezogen werden. Als wir uns verabschiedeten fragte ich sie, ob sie am Montag zur Straßenbahn kommen würde, um mir “Leb’ wohl” zu sagen. Da deine Großmutter schon damals ein eher schüchternes Mädchen war, sagte sie mir, dass die Bahn ja durch ihre Straße fahre und dass sie aus dem Haus kommen würde, um zu winken.

An diesem Montagmorgen war ich sehr aufgeregt, nicht wegen meines Einzugs, sondern weil ich deine Großmutter noch unbedingt sehen wollte. Ich war mir eigentlich sicher, dass sie Wort halten würde, aber was, wenn wir uns verpassten? Als die Bahn ihre Straße passierte, klopfte mein Herz. Ich schlug mich an ein Fenster, suchte den Bürgersteig aufgeregt ab und an der letzten Straßenecke, da stand mein Mädchen.

Bei dieser flüchtigen Begegnung in einem Gelsenkirchener Straßenzug sollte es nicht bleiben. Mein Großvater kehrte zurück. Sie heirateten. Bekamen vier Kinder, elf Enkel, zehn Urenkel und lebten eine Liebesgeschichte von über siebzig Jahren.

Betrachtungen ohne rosarote Brille

Das Wochenmagazin “Der Spiegel” machte die romantische Vorstellung ewiger Liebe jüngst sogar zu seiner Titelgeschichte und zeichnete mithilfe verschiedener wissenschaftlicher Ansätze den Erfolgsweg der angeblich letzten großen Ideologie der Menschheitsgeschichte nach.

Die Journalistin Maren Keller könnte sich nach der Recherche für ihre Titelgeschichte “Das letzte Ideal” vielleicht gezwungen sehen, zu sagen, dass der magische Moment in der Straßenbahn das Resultat der Verliebtheitshormone Oxytocin und Dopamin war. In der frühen Ehe meiner Großeltern könnte man den simplen Effekt der Kriegswirren sehen, den Kinderreichtum auf das Wirtschaftswunder zurückführen und die lange Dauer mit sozialem Zwang und wirtschaftlicher Abhängigkeit begründen.

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Mittlerweile ist eine Scheidung jedoch kein Grund sozialer Ächtung und auch aus wirtschaftlichen Gründen muss heutzutage nicht mehr geheiratet werden. Warum idealisieren so viele Menschen dann immer noch eine Verbindung zweier Menschen, welche historisch eigentlich als Zweckbündnis begann?

Um diese Frage zu beantworten führt Maren Keller verschiedene Wissenschaftler und Intellektuelle ins Feld, deren Sichtweise wenig romantisch ist.

So glaubt Eva Illouz, die wahrscheinlich wichtigste Intellektuelle der Liebesgeschichte, dass es bei der erwiderten romantischen Liebe in unserer Zeit viel um den Selbstwert des Menschen gehe. Denn seitdem es keine Stände und keine festen Rollen mehr gebe, sei der Wert eines Menschen nicht mehr gesellschaftlich festgeschrieben. Er müsse ihn jeden Tag neu produzieren.

Hier setzt auch der Bielefelder Soziologe Niklas Luhmann an mit seiner These, dass ein Mensch sich mehr denn je als Individuum fühle, wenn er sich in den Augen eines Partners spiegele. “Denn der ist der einzige Mensch auf der Welt, der die eigene Existenz immer mitzudenken hat, jeden Aspekt des eigenen Lebens und der eigenen Person immer zu sehen und pausenlos zur Kommunikation bereit zu sein hat”, so Luhmann.

Die Psychoanalytikerin Ethel Spector Person kann dem noch hinzufügen, dass in der erwiderten Liebe die Liebenden einander ihre Einzigartigkeit und ihren Wert bestätigten. Einen höheren Grad an Wertschätzung als das Versprechen miteinander das Leben zu teilen könne es danach nicht geben.

Soweit die Theorie…

Aber wie kann denn eine lebenslange Liebe nun gelingen? Auch zur Beantwortung dieser Frage hat Maren Keller eine Expertin in petto. Die Berliner Autorin Julia Grosse, die von einer ähnlich perfekten großelterlichen Ehe geprägt wurde wie ich, beschloss irgendwann diesen Mythos der lebenslange Liebe zu ergründen. Für ihr Buch "Ein Leben lang - Was wir von unseren Großeltern über die Liebe lernen können" studierte sie diamantene Hochzeitsanzeigen und schrieb Altersheime an, um Paare wie ihre Großeltern zu befragen.

Auf der Zutatenliste notierte Grosse immer wieder: Respekt, miteinander reden, Wertschätzung, Toleranz und Pflege. Aber auch ein neuer Aspekt wurde von den Paaren immer wieder empfohlen: “Entspannt euch!”. Denn irgendwann während ihrer Reise wurde Grosse klar, dass fast alle der alten Paare sich über die hohen Erwartungen wundern, mit denen Beziehungen heute befrachtet sind.

Wie Julia Grosse muss auch ich an dieser Stelle wieder an meine Großeltern denken. An einen Nachmittag in ihrem Wohnzimmer mit Kaffee und Teegebäck. In meinen Ohren höre ich wieder die Worte meines Großvaters:

Mädchen… Liebe soll schön sein. Und wenn es schön ist, dann genieß es einfach!

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